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Kommissar Ponto und die Haribobande

Kommissar Ponto und die Haribobande
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Details

   

 

 

 

Wilfried Berger


Kommissar Ponto und

die

Haribo-Bande
 

Machtwortverlag
Bibliografische Information Der Deutschen Bibliothek
Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar  
Machtwortverlag * Orangeriestr. 31 * 06847 Dessau Tel.: 0340-511558 

Satz, Cover und Layout: Grafikstudio Lückemeyer, Dessau
Coverbild: Reinhold Simon
© Machtwortverlag
1. Auflage 2004
Alle Rechte vorbehalten 
ISBN 3-936370-80-X

Leseprobe unter >Details<

Dieses Buch widme ich meinen Kindern Silke und Joachim, die mittlerweile erwachsen sind.

Die Idee hierzu entstand während ihrer Kinderzeit. Leider boten mir die täglichen Verpflichtungen keine Gelegenheit, diesen Kriminalroman noch im Laufe ihrer Kindheit fertig zu stellen.

Ganz besonderer Dank gebührt meiner Lebensgefährtin, Frau Silvia Schanz, für die vielen Stunden der Korrektur und der Textüberarbeitung. 

Für die Mitwirkung an der  Entstehung dieses Buches bedankt sich der Autor außerdem bei:
Büro Berger, Frau Bettina Hack-Knodel für die Textbe- und -überarbeitung.
Bei der Firma „Haribo“ für die Freigabe ihres Schriftzuges und Zurverfügungstellung der Produktnamen.

Bei Herrn Reinhold Simon, Berg, für die Gestaltung des Titelbildes.

Sämtliche Personen sind frei erfunden. Zufällige Gleichnisse aus dem Leben sind reiner Zufall.

Alle im Buch enthaltenen Ideen und Produktverwendungen werden nicht zur Nachahmung empfohlen. Die Haftung von Autor und Verlag an Personen-, Sach- und Vermögensschäden ist ausgeschlossen.

 

Weiteres aus dem Inhalt

Verbindliche Bestellung der gebundenen Version:

Kommissar Ponto und die Haribobande.
Wilfried Berger
Machtwortverlag
328 Seiten.

Neupreis. 11.-€.

Bestellung per Fax. 0751 - 44927:                    Bitte in Druckschrift ausfüllen.

Postanschrift:
Wilfried Berger
Otterswangerstraße 2/1
88630 Pfullendorf
Fax.: 0751-551230
Mail: info@baufachforum.de

 

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Leseprobe

Kapitel 1

Haberland und Freland


Endlich! Wie hatte ich mich auf die Sommerferien gefreut. Ich – ich bin Nils, Chef der Haribo-Bande. Mit meinen Eltern, Freunden und meiner berüchtigten Haribo-Bande lebe ich auf einer kleinen Insel namens Haberland, die ganz weit im Norden von Deutschland liegt. Eigentlich besteht Haberland aber aus zwei Inseln. Die größere, nämlich Haberland ist durch eine Brücke mit einer weiteren kleineren verbunden, die Freland heißt. Beide Inseln bilden Haberland.

Die Schule und auch sonst alle öffentlichen Einrichtungen liegen natürlich auf der größeren Insel, Haberland, und so kommt es, dass alle Kinder von Freland über die Brücke auf die andere, unsere Seite, zur Schule gehen müssen. Das allein ist uns Haribo-Bandenmitgliedern bereits ein Dorn im Auge. Denn zwischen Freland und Haberland herrschte Krieg! Ein Krieg, der mittlerweile über 3 Generationen andauert und fortgeführt wird. Wenn man den Erzählungen der Alten Glauben schenken möchte, brach der Krieg wegen eines Schweins aus. Ein Schwein, das damals wie auch heute noch, als Maskottchen der Fußballmannschaft von Haberland dient. Fußball war bereits schon bei unseren Großvätern der Nationalsport auf den Inseln. Der Sportplatz liegt natürlich auch auf Haberland.

So geschah es also an einem schönen Sonntagmorgen, dass ein Krieg ausbrach, der inzwischen bereits 50 Jahre andauert und noch immer von uns Kindern erbittert weitergeführt wird. Wie es aber genau dazu kam, möchte ich euch nun kurz erzählen.

Haberland hatte das siebente Spiel in Folge gewonnen. Jeden Sonntag wurde ein Spiel abgehalten. Die gesamte Saison bestand aus 10 Spielen, was bedeutete, dass damals Haberland bereits nach gut der Hälfte der Saison, bereits den Pokal gewonnen hatte. Unseren geliebten Fußballpokal.

Das Maskottchen, Lore, das Schwein, war natürlich bei allen Aktivitäten der Haberländer mit an vorderster Front und wurde wie ein goldenes Kalb von allen verehrt. Es musste in unserer Dorfschenke am Ehrentisch Platz nehmen. Ein Platz, der bei dem Tier wohl nicht unbedingt Wohlbehagen auslöste, aber dafür wurde sie mit allem gefüttert, was die Küche hergab. Von Gemüse über Bockwürste, bis hin zur Fischsuppe, die zum größten Teil aus Weißwein bestand, reichte die ganze kulinarische Kette. Für Lore war das Ganze eine enorme Prozedur. Sie fraß alles, was man ihr vorsetzte. Das Vieh war sichtlich froh, dass mit zunehmendem Tagesende die obligatorische Prügelei zwischen den Mannschaften von Haberland und Freland nahte. Auch dieses Mal wurde bis tief in die Nacht gerauft. Niemand gab mehr auf Lore acht. Der alte Dorfschmied war der Letzte, der Lore über die Brücke in Richtung Freland stampfend gesehen hatte. Seitdem ist Lore nie mehr aufgetaucht. Eine Vermutung bestätigten die Freländer am darauf folgenden Sonntag. Im Anschluss an das Fußballspiel zogen sie sich auf ihre Inselseite zurück und veranstalteten ein Sommerfest, bei dem Würstchen und gegrilltes Schwein auf der Speisekarte standen. Ob Lore hier wirklich das Opfer war? Die Wahrheit kam nie ans Tageslicht. Fest stand aber, dass von diesem Tag an Krieg zwischen den beiden Inseln herrschte und diese zu Hoheitsgebieten erklärt wurden.

Den Freländern wurden die öffentlichen Einrichtungen wie Schule und Kirche als neutrale Orte bestimmt. Um diese öffentlichen Einrichtungen zu besuchen, durften sie aber nicht von der Hauptstraße abweichen. Bei den Alten, wie auch bei den Kindern, wurden seither gegenseitig die bösesten Streiche ausgeheckt. Auch würde es kein Kind der einen Insel wagen, eine Freundschaft mit einem Kind der anderen Insel zu pflegen.

Ein weiterer neutraler Boden war unser Krämerladen, der für beide Inseln die wichtigste Lebensmittel-Grundlage darstellte.

Unser Krämer, Herr Olaf Hauser, war ein hagerer, großer Mann, stets bekleidet mit einer weißen Schürze. Einmal im Monat wird sein Laden von der Seemöwe, einem kleinen Holzboot, vom Festland aus mit Waren beliefert. Unter den Lieferwaren befanden sich auch immer unsere heiß geliebten Haribo-Süßigkeiten. Süßigkeiten, die wir nicht nur verspeisen wollten, sondern die für uns zu Handelsware wurden.

Auch Neutralität hatte ihre Grenzen, so war der Laden des Krämers in zwei Hälften aufgeteilt. Unsere Seite war mit den vorzüglichsten Haribo-Produkten bestückt, während auf der Seite der Freländer alle möglichen undefinierbaren Tüten zu finden waren. Wundertüten, aus denen ein klebrig-süßes Etwas hervorkam, das ein Haberländer vor 50 Jahren nicht einmal Lore zu fressen gegeben hätte.

Mit unserem süßen „Gold“ betrieben wir regelmäßig Handel. So hatten wir auch in unserem Clubhaus, das sich am Strand von Haberland befand, unseren Staatsschatz deponiert. Wie Gold die Grundlage des Staatsvermögens darstellt, so waren unsere Clubvorräte an Haribo-Süßigkeiten unser Staatskapital. Wir gingen sogar soweit, dass ein Teil dieser Süßigkeiten auch für Bestechungsaktionen der Alten verwendet wurden.

 

Natürlich gab es auch Schiffe hier bei uns auf Haber- und auf Freland. Die Schiffe aber, die wir hatten, waren eher kleine Boote und eignen sich nicht für die Überfahrt aufs Festland. Die kleinen Nussschalen unserer Fischer im Hafen würden allesamt von der See verschlungen werden. Der einzige, der es mit seinem Schiff wagen konnte, das Festland zu erreichen, war der alte Lars Hansen, der mit seiner „Seemöve“ auch den Krämer belieferte. Lars, wie wir Kinder ihn mit seiner eigenen Genehmigung nennen durften, war ein Kapitän wie aus dem Bilderbuch. Eine fesche Kapitänsmütze verdeckte die wenigen, noch verbliebenen Haare auf seinem Kopf, die seinem Alter trotzten. Den weißen Bart, über die Backen gezogen und über das Kinn weiter geführt, spiegelte er genau das typische Kapitänbild wider.

Der alte Lars war ein wahrer Kindernarr. Mit unseren Haribo-Süßigkeiten war es für uns ein Leichtes, ihn zu bestechen, dass wir mit ihm bei seinem Besuch auf der Insel einige Runden um die Insel schippern durften. Als Bestechungsgeld dienten uns Haribo-Happy-Colas, nach denen Lars verrückt war. Sicherlich war es auch kein Zufall, dass der alte Lars mit seiner „Seemöwe“ meist erst am Freitagmittag in den Hafen von Haberland einfuhr, denn er wusste genau, dass wir Kinder der Haribo-Bande bereits schon am Pier warteten. Pure Berechnung also, denn er wusste genau, dass wir am Freitag bereits sehr früh Schulschluss hatten.

Bei den Umrundungen der Insel spielten wir die wildesten Dinge. Angefangen von Piratenspielen, bei denen wir die Lakritzstangen in unsere Mündern führten, wie harte Seemänner. Die einen enterten das Schiff und die anderen versuchten, den Angriff abzuwehren und das Schiff zu verteidigen. Oftmals geschah ein Missgeschick und einer der Piraten rutschte beim Entern der Seemöwe aus und fiel über Bord. Nach den Rettungsaktionen mussten wir Lars immer schwören, dass wir unseren Eltern nichts von den kleinen Unfällen erzählen durften. Mit einem heiligen Schwur, der anschließend mit Happy-Colas besiegelt wurde, erfuhren unsere Eltern nie etwas von unseren Hochseeausflügen. Ich denke, dass dies auch besser war. Es war allgemein besser, wenn unsere Eltern nicht alles erfuhren, was wir Bandenmitglieder in unserer Freizeit auf der Insel trieben. Denn unsere Eltern unterschieden sich sicherlich nicht von denen auf dem Festland. Bei allem, was wir machten, hatten sie Angst und dachten immer, dass etwas Schlimmes passieren könnte. Egal, ob wir uns auf der Seemöwe des alten Lars mit Piratenspielen die Zeit vertrieben oder ob wir in den Beeringhöhlen wie die Neandertaler hausten, unsere Eltern waren stets in Angst und Sorge gehüllt.

Die Beeringinseln befanden sich an der südlichen Kapspitze der Insel und waren nur über Freland erreichbar. Daher war es für uns Haribos immer mit einem enormen Risiko und Abenteuer verbunden, diese Höhlen aufzusuchen. Allerdings lagen sie wunderschön in den Fels gehauen, weit über der Flutgrenze.

Beeringhöhlen hießen sie, da nach der Überlieferung Kapitän Beering, der Entdecker der Beeringstraße, hier vor der Insel einmal kenterte und in diesen Höhlen Zuflucht suchte. Ob diese Sage stimmt, wissen wir Kinder nicht, aber wir übernahmen sie so von den älteren Inselbewohnern.

 

Wir benötigten schnellstens Hilfe. Lag doch wieder die obliga­torische Fußballmeisterschaft gegen die Freländer vor uns. Mein Haribo-Team war wohl das erbärmlichste Team, das man sich in Sachen Fußball vorstellen konnte. Der Einzige, der etwas von Fußball verstand, war ich. Kalle, den wir später ins Tor stellten, war mit seinem Übergewicht eher vergleichbar mit Lore, unserem Vereinsschwein. Nachdem Lore nicht mehr auftauchte, wurde jedes Jahr immer wieder ein neues Schwein in den Verein eingegliedert. Alle ohne Ausnahme hießen Lore. So auch unser momentanes Schwein, das wohl eher an eine ausgewachsene Muttersau erinnerte und dem Kalle ähnelte. Kaum zu glauben, dass er überhaupt seine Beine von der Torlinie bewegen konnte. Bei jedem Schuss, welcher auch nur entfernt in unsere Torrichtung rollte, stockte uns immer der Atem. Verglichen wir die Trefferquote beim wöchentlichen Gummibärenraten mit der Fangquote von Kalle, so war die Trefferquote höher als die Bälle, die Kalle für uns Haberländer in seinem Tor hielt. Kalle hatte die Eigenart, die Bälle, die auf seinen Körper zukamen, meist mit den Beinen oder mit allen möglichen Körperteilen abzuwehren, sodass sie wieder in den Sechzehnmeter zurück befördert wurden. Dies waren immer die sichersten Tore, die die Freländer schießen konnten. Da wir Kalle also im Feld nicht gebrauchen konnten, wurde er zu unserem Vorteil ins Tor gestellt. In seinem Tor füllte er so einen Großteil der Fläche ab, in die es galt, Tore zu schießen. So wurde er meistens mehr angeschossen, als dass er Bälle aus seinem Selbstvermögen heraus gehalten hatte. Kalles Statur gab seiner großen Leidenschaft recht. Kalle war so verfressen, dass er ständig etwas im Mund haben musste. Oft war seine Aussprache so undeutlich, da er seinen Mund stetig mit Gummibären, Happy-Colas und allen Süßigkeiten, die Haribo aufzubieten hatte, so vollgestopft war, dass nicht einmal wir Bandenmitglieder ihn verstehen konnten.

Einmal, bei einem sonntäglichen Spiel, wurde Kalle wieder einmal angeschossen. Da er den Ball nicht kommen sah und völlig unvorbereitet getroffen wurde, hatte er sich an einem Gummi­bärchen verschluckt und bekam keine Luft mehr. Wir rätselten, wer wohl Kalle den rettenden Lebenskuss geben sollte. Die einen wendeten sich ab, die Mädchen verdrehten ihre Augen und keiner wollte sich für diese Aufgabe opfern. So blieb mir als Bandenchef nichts anderes übrig, als die Tat selbst zu vollbringen. Als ich mich gerade mit meinem Schicksal abgefunden hatte und mit der Mund-zu-Mund-Beatmung beginnen wollte, kam Gott sei Dank und wie gerufen, unsere gute Schwester Eusebia und nahm sich Kalle an. Ich war erleichtert, dass Schwester Eusebia für Kalle da war. Sie war unsere Krankenschwester auf der Insel. Einen Arzt kannten wir nicht. Bei allen Beschwerden half Schwester Eusebia mit einem Hausmittelchen. Meist löste sie die Wehwehchen mit einem kräftigen Schluck Korn, von dem sie es sich nicht nehmen ließ, nach der Genesung des Patienten auch selber einen kräftigen Schluck zur Vorbeugung zu nehmen.

Schwester Eusebia gehörte dem Orden der Benediktinerinnen an. Zu ihren Aufgaben zählte auch die Verwaltung des Kindergartens und die Betreuung der Krankenstation auf der Insel. Ein Mädchen für alles und eine Seele von einer Frau. Auch hatte sie, nicht wie für eine Ordensschwester üblich, immer die schwarze Kutte mit der weißen Haube auf, sondern lief meist in Jeans und einem blau-weiß gestreiften Seemannshemd herum. Ein blauer Seemannpullover mit einem übergroßen Kragen war meist ihr gesamter Schutz gegen die Kälte. Nur am Sonntag zur Kirche trug sie ihre Ordenskleidung. Sie wurde deswegen auch schon des öfteren von ihrer Ordensmutter vom Festland gerügt, weil sie wie eine Fischerfrau herum lief. Schwester Eusebia aber verteidigte sich immer damit, dass sie hier schwerste Arbeiten erledigen würde und die Kutte sie dabei nur behindern würde und große Verletzungsgefahr bildet. Dass Schwester Eusebia bei uns auf der Insel wirklich Schwerstarbeit leistete, konnte man an ihren verschafften mit Hornhaut und Schwielen übersäten Händen deutlich erkennen. Keiner auf der Insel hatte nicht schon Schwester Eusebia etwas zu verdanken. Wurde jemand krank, versorgte sie nicht nur den Kranken, sondern erledigte nebenbei noch alle seine täglichen Arbeiten. Schwester Eusebia war die gute Seele auf der Insel.

 

Schwester Eusebia ging auf Kalle zu, sah, dass er keinen Mucks mehr tat und schaute in seinen Mund. Sie erkannte die guten Gummibären, stellte sofort eine Diagnose, setzte Kalle in eine aufrechte Position und schlug ihm kräftig auf den Rücken, sodass der gesamte Inhalt seines Mundes über sein Trikot wieder heraus kam, darunter auch der Gummibär, der bei dem Anstoß in seinem Hals stecken blieb und Kalle die Luft nahm. Von diesem Tag an war es Kalle bei strengster Strafe untersagt, Gummibären oder andere Haribo-Süßigkeiten während des Fußballspieles zu kauen. Auch nach diesem Einsatz von Eusebia, in dessen Folge Kalle ausscheiden musste, nahm sie Kalles Torwarthandschuhe, die ihr mindestens zwei Nummern zu groß waren, zog sie an und stand für den verletzten Kalle ins Tor der Haberländer. Dass wir mit Schwester Eusebia im Rückhalt damals kein Tor einstecken mussten und 2:0 gewannen, ärgerte die Freländer derart, dass sie dieses Spiel anfechten wollten. Schwester Eusebia verhandelte jedoch nach diesem Spiel so geschickt und wortstark mit unserem Pfarrer Heine, dass er das Spiel für rechtens anerkannte und für gewonnen wertete.

 

Da auf Freland, wie auch auf Haberland Kindernot herrschte, waren die Regeln so ausgelegt, dass gemischte Mannschaften, also sowohl Mädchen als auch Jungen, mitspielen durften.

So war Swerta, deren Eltern von der russischen Grenze zu uns einwanderten, als Schwimmerin die wohl beste Sportlerin in unserem Team. Swerta, die auch für die olympischen Spiele trainierte, war sicher eine gute Sportlerin, jedoch eine erbärmliche Fußballspielerin. Teilweise war sie schneller als der Ball. So vergaß sie in ihrem Drang, auf das Tor zuzurennen meist, den Ball mit sich zu führen. An Swertas Schwimmfähigkeiten jedoch war nichts auszusetzten. Hierin war sie ausgezeichnet und uns weit überlegen. Mit unserem Lehrer, Herrn Kalle Kiesewetter, trainierte sie im Sommer täglich in den Fischweihern des Fischers Petri für „Jugend trainiert für Olympia“. Swerta war für ihre Leistungen auch schon mehrfach ausgezeichnet worden. Immer, wenn sie mit Herrn Kiesewetter auf das Festland ging, brachte sie in der Regel auch einen Pokal mit nach Hause. Swerta sagte immer, sie wäre es nicht gewohnt, in den Hallenbädern zu schwimmen. Dort wäre das Wasser so warm. Auch wären die Windverhältnisse nicht so, wie in den Weihern von Fischer Petri. Herr Kiesewetter meinte darauf immer, dass Swerta in den Schwimmhallen jeder Konkurrenz davon schwimme, weil sie ohne Einschränkung, wie beispielsweise bei Gegenwind, schwimmen konnte. So war Swerta durch ihr raues Training den Festländern meistens eine Länge voraus.

Auch Heike und Lara waren nur dazu da, die Mannschaft, die aus sieben Spielern bestand, aufzufüllen. Mit Pit, Roman, Friete und mir bildete die Mannschaft ihren Kern. Pit und ich waren fast die Einzigen, deren Ureltern bereits auf Haberland geboren wurden. Die Meisten, die hier auf Haberland lebten, waren zugereist oder nach ihrer Urlaubsreise auf der Insel hängen geblieben. So auch Roman, dessen Vater aus der Camargue kam und bei unserer Metzgers Witwe blieb. Roman war aus dieser Verbindung heraus wohl der einzige Südländer, der im Norden geboren wurde. Bis auf Taco, dern Banden-Chef der Freländer. Wir gaben ihm diesen Namen, da seine Mutter eine Mexikanerin war, die sich hier ansiedelte. Nie wurde ein Mann bei ihr gesehen, doch kaum war sie vier Monate auf Freland, kam Taco zur Welt. Er war der Einzige, dessen Eltern aus dem selben Land kamen. Zumindest spiegelte seine Gesichtsfarbe dieses wider. Als Taco zwei Jahre alt war, heiratete Tacos Mutter, Maria Sances, unseren Friseur Josef Sedelmaier. Auch sein Name war ein Indiz dafür, dass er kein Einheimischer war, sondern aus Bayern stammte. Wegen irgendwelchen bayerischen Weißwurst-Intrigen musste er aus wirtschaftlichen Gründen Bayern verlassen. Ihm wurde nachgewiesen, dass seine angeblichen bayerischen Weißwürste, die er in seinem Friseurladen den wartenden Kunden mit Brezeln anbot, aus preußischer Herstellung stammten. Sein Friseurgeschäft musste er nach zwei Monaten schließen, da keiner seiner Kunden mehr zu ihm kam. Bei uns, in seinem neuen Laden, war es den Wartegästen egal, wo die Weißwürste herkamen. Für die Inselbewohner, die nur zu ihm gehen konnten, da es auf der Insel keinen anderen Friseur gab, war es eine schöne Geste, dass den Wartenden Weißwürste, Brezeln und Bier angeboten wurden. Dass die Frisierten den Schmaus am Schluss selbstverständlich mitbezahlten, daran nahm bis heute keiner Anstoß.

So waren wir Inselbewohner ein bunt zusammengewürfeltes Volk, aus der ganzen Welt zusammen getragen.

Fortsetzung in der gebundenen Version.

 

 

 

Diesen Artikel haben wir am Mittwoch, 07. September 2011 in unseren Katalog aufgenommen.